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Are You Open?

Are You Open? Wer offen ist für Soul, Americana, Gospel und Jazz-Einflüsse, ja sogar Funk und Reggae, dem dürfte der Name des amerikanischen Singer/Songwriters Seth Walker möglicherweise schon etwas sagen. Wer offen ist, zeigt sich aber auch angreifbarer und verletzlicher. Verletzlich, intim, fast schon zurückhaltend. So wirkt das neue Album des Amerikaners. Anfang 2018 war der kreative Ausnahmekünstler zuletzt bei uns auf Tour. Nach neun Studio- und einem Live-Album und über zwanzig Jahren Bühnenerfahrung legt der Musiker jetzt mit seinem neuen Longplayer nach, den er wieder komplett im Alleingang eingespielt hat.

Walker hat erklärt, er haben auf vergangenen Alben immer wieder versucht, sich selbst und anderen etwas zu beweisen. Doch jetzt möchte er niemandem mehr einen Beweis antreten. Es gehe ihm nur um die Ehrlichkeit, und das glaubt man ihm sofort. Das Album hat Jano Rix in New Orleans und Nashville produziert, nachdem es überwiegend in Walkers eigenem Heimstudio entstanden ist. Der Musiker hat einige Zeit auf Kuba verbracht, was man „Are You Open?“ oft anhört. Soul und Roots treffen in Songs wie dem karibisch angehauchten ‚All I Need To Know‘ oder ‚Hard Road‘ auf Reggae- und Afro-Einflüsse, das Songwriting erscheint auf den ersten Blick simple und auf einem oder zwei Akkorden aufbauend, aber Walker schichtet die einfachen Elemente gekonnt übereinander, überzeugt mit einfühlsamen Spiel auf der elektrischen und akustischen Gitarre, hält seine Arrangements bewusst minimalistisch und erschafft damit doch kleine musikalische Gesamtkunstwerke. Soul, Jazz, Blues, Funk, Folk, deutlich erkennbare Gospel-Wurzeln verschmelzen hier zu einem stimmigen Ergebnis.

Im Gegensatz zu früheren Alben hält sich der Musiker hier mit seinen Blues-Wurzeln zurück, aber verleugnet sie natürlich auch nicht ganz. Über allem schwebt ein soultriefender Groove, er streift auch den Funk, so zum Beispiel im launigen Opener ‚Giving It All Away‘.  Ganz intim wird es am Ende mit ‚Magnolia‘, einer Ballade, die nur fast von der akustischen Gitarre begleitet wird. Seth Walker war und ist offen für viele Einflüsse, und er versteht es, sie alle zu kombinieren, ohne dass ein heilloses Durcheinander entstehen würde. Wer also offen genug für viele Genres ist, findet hier ein wunderbares, relaxtes Album zum Zurücklehnen und Genießen.

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