
„Wir sind unwürdig!“
Kein anderer Künstler wurde vermutlich je so ehrfürchtig begrüßt, wie Alice Cooper in der 90er-Jahre-Komödie „Wayne‘s World“. Seitdem sind fast 30 Jahre vergangen. Cooper war damals schon ein Urgestein der Rockmusik und ist nun, drei Jahrzehnte später, immer noch präsent. Mit „Detroit Stories“ (earMUSIC) legt der mittlerweile 73-Jährige sein 28. Studioalbum vor. Wie der Titel bereits ankündigt, erzählt der als Vincent Damon Furnier geborene Musiker Geschichten seiner amerikanischen Heimatstadt.
Die alte Lou-Reed-Nummer „Roll & Roll“ eröffnet den Liederreigen. Im Gegensatz zur eher ruhigeren Originalfassung ist der Titel bei Alice Cooper mit knalligen – von Joe Bonamassa eingespielten – Riffs im AC/DC-Stil arrangiert. Die erste Single „Our Love Will Change The World“ kommt als Gute-Laune-Rocker um die Ecke. Der Song ist klar auf Radio-Airplay produziert und ziemlich eingängig, der Text steht dabei jedoch im absoluten Gegensatz zur Musik.
Knackige Rockgitarren bilden den roten Faden durch „Detroit Stories“. Die Titel haben mal mehr, mal weniger Mitsing-Potenzial. Bonamassa ist in seiner Paradedisziplin, dem Blues, auf „Drunk And In Love“ erneut zu hören. Garniert wird der Track mit einer von Cooper sehr versiert gespielten Blues Harp. Die Stammband nimmt sich gegenseitig auf die Schippe und bescheinigt sich untereinander und wechselseitig „I Hate You“. Die Mitglieder werfen sich in gesungenen Dialogen ihre nervigen Eigenschaften vor. Selbst der Chef bleibt nicht verschont: „I hate you, your spider eyes; a guillotine – oh, big surprise“.
Eher gesprochen als gesungen geht es im Titel „Hanging On By A Thread“ um das Thema Depressionen. Cooper beschreibt die düsteren Gedanken eines psychisch Kranken, nicht ohne am Ende pflichtbewusst auf die reale (!) Telefonnummer der Hotline für Suizidgefährdete hinzuweisen. Nach diesem harten Stoff gibt es zur Stimmungsaufhellung mit „Shut Up And Rock“ und „East Side Story“ noch zwei Rocker zum Ausklang.
Die 15 kurzweiligen Songs im modernen, aber gleichzeitig typischen Cooper-Sound machen Spaß beim Hören. Innovative neue oder andere Musikstile wollen vermutlich weder Künstler noch Fans. Und so kann man „Detroit Stories“ als gelungenes Hardrock-Album einfach durchlaufen lassen. Die unwürdigen Protagonisten aus „Wayne‘s World“ würden dem Werk mit dem weiteren Filmzitat „Party time, excellent!“ wahrscheinlich die volle Anerkennung zeigen.
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