Dreaming In The House Of Blues
Einmal mehr bringen die Schatzgräber Just for Kicks einen Künstler nach Europa, dem hier noch keine breite Öffentlichkeit zuteil wurde, auch wenn er 2015 auf Europa-Tour hierzulande zu sehen war. Ironischerweise stammt Ulrich Ellison aus Europa, genauer aus Graz in Österreich, wo er als Ulrich Guggenberger geboren wurde. Der Musiker lebt aber seit zehn Jahren in Texas, wo der 36jährige sein in Wien begonnenes Musikstudium auf der Jazzgitarre vertieft, Nachwuchspreise abgeräumt und in Bands bekannter Musiker Live-Erfahrung gesammelt hat. Der Multiinstrumentalist legt nun mit dem 80 Minuten langen „Dreaming In The House Of Blues“ sein fünftes eigenes Album vor. Die 18 Songs zeigen Ellisons Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit auf eine Art und Weise, die Spass macht. Der Wahl-Amerikaner ist tief im Blues verwurzelt, lässt aber auch seine Begeistung für Jazz, Soul, Classic Rock und Funk in sein neues Werk einfliessen.
Der Opener ‚America‘ ist gleich mal eine Midtempo-Ode an Ellisons Wahlheimat, simpel-rockig. Genau wie ‚Ten Feet Tall‘ flirtet der Saitenmeister hier mit 70er-Rock, inklusive Orgel und den Background-Vocals seiner Frau. ‚River of Life‘ ist die erste „richtig bluesige Nummer“ mit der richtigen Ladung Groove. Die soulige Ballade ‚I Had A Dream‘ lässt dem Hörer eine wohlige Verschnaufpause und bleibt im Ohr hängen. ‚Rolling‘ And Tumblin“ hat einen irritierenden orientalischen Touch für einen Blues-Song mit Mundharmonika. Interessant! Bei ‚Feeling Like A Rich Man‘ und ‚Sitting On The Top Of The World‘ geht es launig-funky und auch ein bisschen countryesk zu, ‚I’m Down‘ ist purer Blues-Rock, wie der Songtitel beweist. ‚Messin‘ Around‘ klingt so, als hätte sich Ellison bei Gary Moores ‚Stop Messin‘ Around‘ inspirieren lassen. Das hervorragende, rein instrumentale ‚Just You‘ am Ende der Scheibe ist mit seinen ausladenden, melancholischen Gitarrensoli, den Hammond-Orgeln und dem gemächlichen Tempo ein strahlender Blues-Edelstein.
Die pure Menge und Vielseitigkeit der Songs macht es bei aller Hochklassigkeit bei Songwriting, musikalischer Fingerfertigkeit und ausladener Verspieltheit nicht ganz einfach, die Essenz des Albums auszumachen. Auch wenn das Jammern auf hohem Niveau ist, fehlt der Veröffentlichung ein wenig der rote Faden. Aber das ist schliesslich auch ein Stückweit Geschmackssache und wem es nicht genug sein kann, kommt hier natürlich voll auf seine Kosten. Hier kann man entdecken, Vorbilder heraushören, träumen und sich dem Blues hingeben.