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Endless Twilight Of Codependent Love

Solstafir sind ein bißchen wie der intellektuelle Verwandte in der Familie, den jeder mag, den man mitunter zwar etwas stressig findet, aber der immer tolle Beiträge leistet. Mit dem neuesten Beitrag „Endless Twilight Of Codependent Love“, dem mittlerweile siebten Album der Isländer, macht es uns der nette Verwandte aber ziemlich schwierig, denn der scheint gerade eine Wandlung durchzumachen und dabei gehörig über die Stränge zu schlagen.

Das neue Album von Solstafir hat mit dem gern als Referenzwerk angesehenen Postrock-Meisterwerk „Otta“ von der Gesamtatmosphäre her nur wenig zu tun. Wer hier auf 70 Minuten geradlinigen, melancholischen Postrock hofft, wird diesen nicht bekommen. Das Album ist sperrig, schlägt in vielerlei Hinsicht recht brutal in musikalische Kerben, die es bei Solstafir zwar schon gab, um sie in dieser extremen Form zu finden muß man aber stellenweise an die Anfangstage zurückgehen.

Das hier ist klipp und klar zu großen Teilen…. All Time Solstafir. Nichts dominiert, außer die hohe Kunst der harten, aber anspruchsvollen Musik. Jazz, Postrock, Rock, Metal, Black Metal… Das ist bandbedingt sehr atmosphärisch, melodisch, stilsicher und technisch natürlich perfekt, aber stellenweise ganz schön experimentell, die Stücke brechen mit sich selbst und dem Gesamteindruck – so dass eben dieser nicht so einheitlich wirkt wie sonst.

Die einzelnen Tracks sind natürlich durchweg herausragend. Vom jazzigem Sound in „Or“ über doch ziemlich derb produziertes Gedresche in „Dionysus“ gibt es ein Panoptikum an mit Leichtigkeit zu grandiosen Tracks verschachtelten Stilen. Die Produktion ist erdig, kernig, sehr präsent und dicht am Hörer, nicht verschwurbelt atmosphärisch, sondern derb und direkt. Der Gesang steht in all seinen Facetten sehr im Vordergrund. Das Album ist natürlich einerseits melancholisch und düster, andererseits fegt die Musik wie ein Orkan über den Hörer hinweg, dass man sich an den Kopfhörern festhalten muß. Der Anfang von „Til Mortar“ wirkt wie hochfiligranes, zerbrechliches Stück Glasbläserkunst, „Rökkur“ wie ein verzogenes Stück Fulgurit, das die Blitze des „Dionysus“ – Sturms hinterlassen hat. Ein durch und durch grandioses, überraschendes Werk, das beim Nebenbeihören überraschend unverdaulich wirkt, sich beim konzentrierten Zuhören über Kopfhörer aber als – mal wieder – Meisterwerk offenbart.

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