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FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE – Wir wollten einfach der Republik noch einmal „Auf’s Maul hauen!“

Fury in the Slaughterhouse sind wieder da! Naja, genau genommen sind sie das seit 2017 schon, als es eine große Tour und ein akustisches Live-Album gab. Seit 2008 erschien aber kein neues Studiowerk, weil die Band sich nach eigenen Angaben „aus guten Gründen“ getrennt hat. Mit Hymnen wie „Won´t Forget These Days“ und „Time To Wonder“ haben sie eine ganze musikalische Generation geprägt.  Wir treffen den tiefenentspannten und auskunftsfreudigen Frontmann Kai Wingenfelder zum Video-Interview.

 

Hallo Kai, schön, dass das klappt!

Ich freue mich!

Erstmal Glückwunsch zum gelungenen neuen Album „Now“!

Das freut mich noch mehr!

Kommen wir direkt zum neuen Werk. Beim Boxen gibt es das ungeschriebene Gesetz „They never come back“.  Jetzt habt Ihr einen Boxer auf dem neuen Album-Cover. Ist das Zufall oder ein ironisches Statement?

Scheiß auf das Gesetz!  Nein, das ist der Schwiegervater von Dirk Rudolf, dem Grafiker, und wir fanden den sehr passend zum Albumtitel „Now“. Das ist so ein bisschen wie bei einem Boxer: Der muss Geduld haben und genau auf den Moment warten, wo er dann den perfekten Schlag einbringen kann.  Auf der anderen Seite ist es so, dass wir gesagt haben, das Album ist genau so geworden, wie wir das eigentlich haben wollten. Was wir früher nicht geschafft haben: diese Live-Energie, die diese Band besitzt, auf eine Platte zu bringen.

Dieser Boxer zeigt den Kampfgeist, der noch in uns war. Wir wollten einfach der Republik noch einmal „Auf’s Maul hauen!“ Wir haben außerdem knapp vier Jahre nicht mehr gestritten in der Band, was sensationell ist und was es noch nie gab. Deswegen haben wir gedacht: Da passt der Boxer schön.

Kommen wir genau auf diese vier Jahre. 2017 seid Ihr das erste Mal wieder auf Tour gewesen – nach neun Jahren Pause. Es gab zwar das „Klassentreffen“ ein paar Jahre vorher als einmaliges Konzert. Hättet Ihr ein Jahr vorher, also 2016, noch einen Pfifferling auf die Band gegeben, oder war das Kapitel eigentlich endgültig geschlossen?

Wir haben da nicht drüber nachgedacht. Wir haben 2008 beschlossen, einen ganz gefährlichen Break einzulegen, also zeitlich unlimitiert. Wir hätten sonst unsere Freundschaft verloren,  und das wollten wir absolut nicht. Aber wir hätten kein Album mehr machen können. Die Art miteinander umzugehen, war unter aller Sau und das hat schon zu medizinischen Komplikationen geführt. Es war einfach Stress. Wir wollten keine Plattenfirmen und diesen ganzen anderen Blödsinn mehr. Live fanden wir gut, aber uns war klar, dass wir als Band nicht mehr funktionieren. Wir haben gerne noch einmal für einen schönen Anlass einen Kurz-Gig eingelegt, wie zum Beispiel, dass Hannover 96 sich für die Euro-League qualifiziert.

Wie habt Ihr wieder zueinander gefunden?

Es hat einfach wieder angefangen auf irgendeine Art und Weise, mit der wir nie gerechnet hätten. Weil wir gemerkt haben, dass wir da draußen ein Loch hinterlassen haben. Dann verkaufst du auf einen Schlag innerhalb von 72 Stunden die Hannover-Arena dreimal aus (Anmerkung: die Halle hat eine Kapazität von 14.000 Plätzen), und dann denkst du: Was geht denn hier ab? Dann machst du zwei Platten, dabei ist eine ein Best-Of mit sechs neuen Songs und die andere ein Akustik-Album und beides geht Top 5 in Deutschland. Dann spielst du Konzerte, wo die Leute alle durchdrehen und du siehst, wie die sich freuen. Da haben wir gemerkt, dass das irgendwie ganz vielen Menschen damals was gegeben hat.

Ihr habt in den Principal-Studios nahe Münster mit Vincent Sorg aufgenommen. In dem Studio sind bislang Bands wie Die Toten Hosen, Donots und die Broilers produziert worden. Also allesamt Bands, die einen anderen, „härteren“ Stil fahren, als Fury. Wie kam es zu dieser – auf den ersten Blick – ungewöhnlichen Wahl?

Leo, unser Manager, hat uns Vincent vorgestellt. Der hat dann Christof und mich in zehn Minuten und die Band in drei Tagen davon überzeugt, dass wir mit ihm jetzt das Album machen sollen, was einfach eine totale Win-Win-Situation war. Vincent ist Produzent und hat davor Die Toten Hosen und In Extremo produziert, also alles, was gefährlich mit Gitarren zu tun hat, steht aber auf Queen. Wir wollten immer viele Gitarren haben. Und siehe da: Wenn das alles in einem Topf landet und du den Meister ein bisschen rühren lässt, dann bekommst du auf einmal genau das, was wir uns immer gewünscht haben: Du bekommst die Live-Energie von der Bühne auf Tonträger und die Popmusik bleibt trotzdem nicht draußen.

Wie war es für Euch, auf dem platten Land aufzunehmen, „Deep in the middle of nowhere“?

Ich wohne auf dem Land, außerhalb vom Dorf in kompletter Alleinlage, dagegen war das fast schon Großstadt. Aber es war schön, weil man relativ wenig Ablenkung hat. Wir haben so ein Prinzip gehabt, dass wir immer nur vier bis fünf Tage auf einmal aufgenommen haben, weil dann die Bereitschaft, irgendwas gut zu finden, abnimmt. Deswegen war das immer eine super schöne Zeit und man hatte auch nicht die Sehnsucht, jetzt irgendwo hinzugehen oder abends Essen zu gehen. Wir haben viel gekocht, haben alles mitgebracht und haben einfach an unserem Album gearbeitet, was Spaß gemacht hat.

Ihr wärt eigentlich im letzten Jahr auf Tour gewesen, die aus bekannten Gründen ausgefallen ist. Wann habt Ihr denn entschieden, stattdessen ein Album zu machen oder anders gefragt: Hätte es ohne Corona tatsächlich jetzt ein Album gegeben?

Theoretisch hätte es das Album sogar ein Jahr früher gegeben, denn wir wollten es unbedingt machen.  Zeitweise wurde sogar darüber nachgedacht, ob das wegen Corona sogar noch später kommen sollte. Wir haben dann gesagt: Nee, wir wissen ohnehin nicht, was 2022 sein wird. Es ist so, dass es den Leuten – glaube ich – sehr gut tun würde, wenn man jetzt das Album veröffentlicht. Da sind Songs drauf, die den Jungs und Mädels ’ne Schippe Sand unter den Kiel schmeißen. Vielleicht tanzt der ein oder andere dazu durch seine Bude.

Ein Jahr später könnte man vielleicht ein bisschen mehr verkaufen und dann würden wir vielleicht mehr im Radio mehr gespielt werden, weil man Interviews geben kann. Aber ich glaube, die Menschen, die das gerne haben wollen, bekommen das auch so mit und haben es nötiger als in einem Jahr.

Ganz bestimmt! Wir werden auf jeden Fall berichten! Noch eine Frage zur Arbeit an „Now“. Wie sah das Arbeiten in Corona-Zeiten aus, habt Ihr per Zoom geprobt oder mit Maske im Studio?

Am Anfang war es noch relativ gut, da konnte man noch mit fünf Personen zusammenhängen. Ansonsten ist das ein bisschen schwierig. Wenn wir im Studio gearbeitet haben, dann immer mit Tests. Einfach alle Leute, die diesen Raum betreten, wurden vorher getestet. Ich bin da auch ganz rigoros. Wenn wir sauber waren, haben wir uns gefreut, dass wir uns sehen. Dann haben wir zusammen Bier getrunken und haben angefangen zu arbeiten. Wir alle in der Band können die Aluhüte nicht verstehen, ich finde das total bekloppt und gefährlich.

„1995“, die letzte Single, steht ja auch für einen Zeitraum, in dem Ihr ganz oben wart. Mitte der 90er hattet Ihr teilweise zwei Shows am Abend und wurdet im Hubschrauber hin- und hergeflogen. Wie hat sich Euer Musikerleben in den letzten gut 25 Jahren verändert, sowohl auf Tour als auch im Studio?

Wir sind älter geworden … da sagst du was. Ich kriege sogar meine FFP2-Masken umsonst. Wir hatten die Pause und die war gut für uns, denn mit dem Alter kommt auch so eine angenehme Lässigkeit. Man nimmt Dinge nicht mehr so wichtig, kann dafür aber die Dinge schätzen, die wirklich wesentlich sind. Das sorgt dafür, dass diese Band ganz anders miteinander umgeht, als vor der Krise.

Wenn ich dir vorhin gesagt habe, wir sind jetzt seit vier Jahren ohne einen Streit ausgekommen, dann ist das wirklich Fury-Sensation. Wir sind halt Klotzköpfe und sehr unterschiedlich, das macht ja auch diese chemische Reaktion, wenn wir spielen. Denn du hörst sofort, es ist ein Fury-Song. Christof spielt Gitarre, Thorsten spielt Gitarre und Kai singt. Das ist „special“.

Mit dem Alter kommt also die Weisheit?

Wir waren damals jung und wild und tanzten durch Amerika und alles war groß. So konnten wir es vielleicht nicht wirklich genießen, weil wir noch zu bekloppt waren. Wenn wir das jetzt machen würden, wären wir viel relaxter und hätten vielleicht noch mehr Erfolg. Aber das ist jetzt alles egal. Man hat nur dieses eine Leben. Ich bin happy, dass das so gelaufen ist und dass es auch nicht größer geworden ist in Amerika. Sonst würde ich jetzt hier nicht sitzen und mit dir reden und hätte keine zwei Kinder. Stattdessen hätte ich vielleicht dreimal im Jahr in einer Drogenklinik in L.A. eingecheckt.

Habt Ihr die Amerika-Geschichte eigenständig beendet, also war das eine bewusste Entscheidung von Euch oder wie kam es dazu, dass Ihr das nicht weiter verfolgt habt?

Wir haben sie theoretisch schuldhaft eigenständig beendet. Wir hätten natürlich weitermachen können, aber das Ding war: Wir haben erst mal vier Monate getourt, Ostküste runter, Ostküste rauf, mittlerer Westen. Los Angeles, Seattle, San Francisco haben wir überhaupt nicht gespielt, das sollte später kommen. Wir haben allein sieben oder achtmal in New York gespielt, immer rauf und runter und Fernsehshows, im Radio und dann, dann hätten wir mal ’nen Break gebraucht. Den hat man uns auch kurzzeitig zugestanden, dann ging es gleich weiter – die gleiche Rutsche. Das Problem war, dass unser Manager leider Gottes in Deutschland geblieben ist. Mit dem amerikanischen Ersatz kamen wir nicht klar. Und dann war das nächste große „Problem“, dass „Mono“ in Deutschland Gold wurde. Wir waren in Amerika und alle Musik-Zeitschriften berichteten über die kleine deutsche Kapelle aus Hannover, die gerade Amerika klarmacht. Wir waren ja „american signings“, das heißt die Amerikaner haben uns aus Deutschland nach Amerika geholt und wir wurden nicht von der deutschen Plattenfirma exportiert.

Also war es eine Grundsatzentscheidung: Kleines Deutschland oder großes Amerika?

Alle wollten eine Tour in Deutschland fahren und Geld verdienen. Dann gab es die Möglichkeit, dass wir in Deutschland alles absagen und in Amerika die Westküste touren und ein Album aufnehmen. Wir haben uns anders entschieden – und dann haben wir angefangen, uns zu zerfleischen. Es ist schon anstrengend, wenn man vier Monate lang in Amerika tourt. Beziehungen gehen kaputt, und alles ist schwierig. Also sind wir wieder zurück nach Deutschland, haben die Tournee gespielt und haben dann den Anschluss in Amerika verloren.

Vor ein paar Tagen kam die Meldung rein, dass die Tour abgesagt, beziehungsweise ins nächste Jahr verlegt wurde. Außerdem habt Ihr ein paar Corona-Konzerte angekündigt. Werdet Ihr das Album umfassend in die Setlist einbinden, oder so wie AC/DC und die Stones nur in kleinen homöopathischen Dosen einbauen?

Übermorgen werden wir mit 2148 Corona-Tests in der Tasche anfangen, das ganze Album zu proben. Wir spielen natürlich als „Serviceleistung“ die Hits, die die Leute immer gerne hören. Aber wir wollen gerne so viel vom Album spielen, wie es geht. Auf alle Fälle können wir „Now“ dann – bis auf einen Song – spielen und setzen das auch ein.

„1995“ habt Ihr unter anderem mit Henning Wehland (H-BlockX) und Jan Löchel geschrieben, mit Selig hättet Ihr im Sommer in Hamburg gespielt, also so eine klassische 90er Kombination. Habt Ihr zu anderen Bands aus – insbesondere den 90ern – engeren Kontakt und sind da noch weitere Kollaborationen geplant?

Henning und Jan hatten den Song sozusagen vorgeschrieben, der lag schon ein paar Jahre rum, wir mochten den total. Wir haben den dann umgebaut, ich habe noch ´nen Fury-Text draufgeschrieben und dann kamen noch die Streicher dazu, die zufälligerweise im Studio waren. Zu anderen Bands: Wer wäre denn da noch? Also ich mag Terry Hoax, ist natürlich klar, das ist Hannover-Connection. Ich war neulich bei den Jeremy Days. Christof hatte immer Kontakt mit Stoppok. Ansonsten hatten wir immer ganz unterschiedliche Geschmäcker und nie so viel Kontakt zu anderen 90er Bands.

Ihr habt jetzt Corona-konforme Strandkorb-Konzerte angekündigt, in der Hoffnung, dass es irgendwann im Herbst oder nächstes Jahr wieder richtig losgeht. Was glaubst Du: Wie wird sich die Live-Welt verändern oder verändert haben?

Gute Frage, das ist schwierig zu beantworten. Ich weiß nicht, ob das jemals wieder so sein wird, wie es vorher war. Ich glaube, dass die Menschen ganz, ganz viel Sehnsucht haben, wieder Konzerte zu sehen. Die Leute werden erstmal sehr vorsichtig sein, bevor man einen Normalzustand erreicht. Ich glaube ganz einfach, es wird sich schon verändert haben, weil die Hälfte der Bands und Veranstalter tot sind und die andere Hälfte der Clubs pleite, weil sie niemand unterstützt hat. Die Kohle ging an Mercedes Benz und die Deutsche Bank, die sich jetzt Boni auszahlt.

Was machen die ganzen Absagen und Verlegungen mit Euch als Band?

Ich kann immer nur von A nach B schauen und jede Absage, die ich machen muss, tut mir in der Seele weh. Wir haben einige Dinge in der Planung, die könnten klappen. Wenn du 1000-1500 Leute im Sommer im Hamburger Stadtparkt hast, das kann gehen – natürlich nur, wenn die Impfung nicht von vorne losgehen muss oder Schlimmeres. Allerdings weiß ich nicht, was mir lieber ist: Leute im Auto oder mit Maske auf…

Aber wir müssen uns mit Dingen auseinandersetzen, die jetzt da sind. Wir können nicht die ganze Zeit jammern. Wir müssen Wege finden, eine zeitweise neue Normalität zu entwickeln, sonst gehen wir mental baden.  Das wollen wir alle nicht, also müssen wir jetzt gucken, dass dieses Land zusammenhält und wir als Künstler schauen, wie wir mit unseren Fans draußen kommunizieren, um irgendwie Spaß zu haben.

Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Du hast gerade die Autokonzerte erwähnt. Für mich persönlich wäre das kein Konzept gewesen, mich hinter eine Autoscheibe zu setzen. Wie habt Ihr die Shows erlebt?

Wir haben nur drei gemacht und haben sie anders gemacht, als alle anderen. Alle, die dabei waren, haben gesagt: „Ok, strange, aber war super!“ Wir haben einfach eine riesige Rock ‘n‘ Roll-Show abgefackelt. Wir haben beschlossen: Die Band verdient nichts, aber wir haben unsere gesamte Crew dabei, laden systemrelevante Leute dazu ein und putzen die Scheiben von den Leuten, wenn sie aufs Gelände fahren. Wir haben eine Bühne hingestellt wie bei „Rock am Ring“, drei Video-Walls, und wir haben Filme produziert. Es gab eine App, mit der die Leute untereinander und mit uns auf der Videowand kommunizieren konnten. Die Zuschauer konnten Streams von sich aus ihren Autos senden und die haben natürlich eine Party gefeiert. Die haben teilweise Kühlschränke mitgebracht und im Auto Party gemacht. Das war schon cool.

Was sich neben der Live-Welt rapide verändert hat, sind CD-Verkäufe. YouTube, Spotify und Konsorten schütten miserabel an Urheber und Künstler aus. Andererseits gibt es auch kaum Konzerte, Festivals und sonstige Auftrittsmöglichkeiten. MTV und Viva gibt es auch nicht mehr, und damit kaum noch Promo-Möglichkeiten. Könnt Ihr daher Spotify und den anderen Anbietern trotzdem irgendwas Positives abgewinnen oder ist das für Euch eigentlich der Teufel?

Mit dem Teufel ist das immer so eine Sache. Ich kann Spotify natürlich auch Positives abgewinnen. Ich habe selber einen Account und wenn ich eine Platte suche, die ich gerade nicht griffbereit habe, ist das super. Ich kann einfach schauen, was der Algorithmus so reinspült. Das ist spannend, gerade auch für mich als Musiker, dass ich da Dinge kennenlerne. Klar, es ist wahnsinnig günstig und es ist der Tod der Musik. Aber viel schlimmer ist, dass die Plattenfirmen sich nicht zusammengetan und einfach mal so einen Dienst geschmissen haben, sondern dass sie das Computerfirmen und Brokern überlassen haben und einfach jetzt total beschissen zahlen können, weil sie nichts verdienen. Das ist das große Problem und deswegen verdienen wir nichts mit Platten.

Also alles auf das Live-Spielen setzen. Und genau das fällt ja nun seit einem Jahr aus.

Das Geld kommt durch das Live-Spielen und auch der Großteil der GEMA sind Live-Einnahmen. Wenn wir also nicht spielen, wie in den letzten zwei Jahren, habe ich einfach zwei Jahre 0,00 Einkommen. Das ist einfach so. Wir werden diese zwei Jahre überleben können, aber ich sag mal jetzt dezent 40% der deutschen Musiker sind schon tot oder werden es spätestens Ende dieses Jahres sein. Da geht nix mehr, die müssen alle arbeiten gehen. Und ich kenne ganz viele, die arbeiten. Ob eine Band zurückkommt, nachdem sie sich aufgelöst hat, weil die Mitglieder Jobs annehmen müssen? Ich weiß es nicht.

Kommen wir noch zu einem anderen Thema. Du bist mit Thorsten auch als Bruder-Projekt Wingenfelder in Eurer Muttersprache unterwegs. Abgesehen von der Sprache – wo sind die Kernunterschiede zu den Furys?

Wir sind eine total undemokratische Vereinigung, mein Bruder und ich.  Wir sind einfach nur zwei Brüder, die sagen, wo es langgeht. Wir können machen, was wir wollen, und das ist gut.  Bei Wingenfelder ist es so: Die Sprache kannst du nicht draußen lassen, weil es das Ding ist, um das es uns geht. Das ist eine ganz andere Musik, weil es eine andere Sprache ist. Es gibt ein paar Songs, die könnte ich auch auf Englisch machen, das würde komplett anders klingen. Englisch ist einfach eine melodische Sprache, Deutsch ist eine rhythmische Sprache.

Du erreichst die Leute auf eine ganz andere, direkte Art und Weise. Viele Menschen, die bei den Furys sind, übersetzen sich die Texte bei Google, damit sie verstehen, worüber ich da singe. Die holen wir einfach ab durch Energie und Melodie. Die Sprache beeinflusst die Musik, das ist ganz wichtig und das wiederum beeinflusst das Verhalten des Publikums. Da kommen Leute bei Wingenfelder und diskutieren hinterher über den Song. Das wird dir bei Fury nie passieren.

Ihr seid als Band jetzt wieder zusammen. Ist Fury jetzt das Maß aller Dinge für Euch oder gehen die Nebenprojekte weiter?

Im Moment wird alles hinten angestellt. Wir haben mit Wingenfelder letztes Jahr eine Platte veröffentlicht, die ist leider relativ untergegangen. Wir waren mit der Band im Studio, konnten wegen Corona nirgendwo hin, keine Radiostationen und nichts. Das war jetzt ein bisschen schade, denn das Album ist ein bisschen unter Wert geschlagen worden. Aber wir werden nicht aufhören, weil es uns Spaß macht und etwas ist, was wir beide ganz lange machen können. Selbst zu zweit – ohne Band – können wir noch überall hingehen und spielen.

Wir haben da so einen kleinen Zeitstrahl und an dem klammern wir uns jetzt mal fest und hoffen noch auf eine Menge Spaß, mit allen Leuten draußen.

Lieber Kai, ich danke für das Gespräch! Ich wünsche Euch, dass das Album in mehrfacher Hinsicht – also nicht nur Charts, sondern eben auch finanziell, erfolgreich ist und man euch spätestens im nächsten Jahr wieder unter normalen Bedingungen auf der Bühne sehen kann.

Ich danke – und bleib gesund!

 

„Now“ ist am 23.04.2021 erschienen und kann in verschiedenen Formaten hier bestellt werden.

 

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Fotocredit (Band): Olaf Heine

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