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Helloween

Mehr Symbolkraft kann ein Albumname wohl nicht haben. Nach 37 Jahren Bandgeschichte und insgesamt 15 Studioalben nennen Helloween ihren 16. Streich schlicht und einfach „Helloween“ (Nuclear Blast). Warum sie dies machen, dürfte für Fans auf der Hand liegen: Mit der von vielen lange ersehnten Rückkehr von Gitarrist Kai Hansen (Ausstieg 1988) und Sänger Michael Kiske (Ausstieg 1993) schließt sich für die Hamburger ein Kreis, mit dem alle Querelen aus der Bandgeschichte mit einer Hand weggefegt werden. Dies hat bereits die „Pumpkins United“-Tour gezeigt. Es stellt sich nur die Frage, ob das, was bei den Konzerten hervorragend geklappt hat, auch im Studio so gut funktioniert.

Von Anfang an lassen Helloween keine Zweifel daran aufkommen, dass die große Besetzung mit nun drei Gitarristen und drei Sängern eine wunderbare Symbiose ist. „Out for the Glory“ und „Fear of the Fallen“ sind Power-Metal-Kracher erster Klasse, wie sie in ihrer Art und Weise wohl nur Helloween schreiben. Auch das anschließende und im groovigen Mid-Tempo gehaltene „Best Time“ ist feinste Helloween-Kost, die ihre Pendants in Bandklassikern wie „Dr. Stein“ oder „Future World“ findet.

Mit zu geringer Geschwindigkeit oder gar soetwas wie Balladen halten sich die Norddeutschen auf „Helloween“ erst gar nicht auf. Treibende Nummern mit eingängigen Refrains wie in „Mass Pollution“, welches mit einem herrlichen Judas-Priest-Gedächtnis-Riff beginnt, „Rise Without Chains“, „Down in the Dumps“ oder „Robot King“ stehen im Vordergrund.

Besonders gut klappt das Zusammenspiel der beiden Hauptsänger Andi Deris und Michael Kiske. Ihre Parts ergänzen sich wunderbar und werden an wenigen Stellen von der Stimme Kai Hansens bereichert. Aber auch die drei Gitarristen – Kai Hansen, Michael Weikath und Sascha Gerstner – zeigen auf allen Ebenen ihre Stärken und beeindrucken vor allem durch ausgefeiltes Riffing und Freude bereitende Soli. Dazwischen ist immer wieder das kunstvolle Bassspiel von Markus Grosskopf zu hören.

Angesichts dessen stellt es sich als schwierig heraus, große Schwachpunkte auf der Platte zu finden. Vielleicht ist „Angels“ etwas zu pathetisch geraten und „Cyanide“ ein bisschen zu eindimensional. Das schmälert jedoch nicht den Gesamteindruck. Außerdem kommt zum Schluss noch „Skyfall“. Ein abschließendes Epos, das mit zwölf Minuten in Albumlänge fünf Minuten länger als die Single-Version ist. Helloween fahren in ihm alle Geschütze auf: schnelle und langsame Passage, knallende Power-Metal-Riffs und akustische Klänge, peitschende Basslinien und drei Sänger, die perfekt aufeinander bagestimmt sind. Es ist ein Song auf dem Niveau von legendären Tracks wie „Halloween“ oder „Keeper of the Seven Keyes“.

Helloween haben große Werke geschaffen. Man denke nur an die Keeper-Alben oder moderne Klassiker wie „Straight Out of Hell“. Auf „Helloween“ spielt das Septett gekonnt seine Stärken aus, ohne sich zu verlaufen. Große Experimente dürfen allerdings nicht erwartet werden. Aber genau deswegen braucht sich „Helloween“ nicht hinter den genannten Großtaten verstecken. Die Band befindet sich auf einem abermaligen Höhepunkt ihres Schaffens!

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