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Mahnstufe X

„Ich hasse die Musik der Zeit, ich will mich nicht daran gewöhnen.“

Chapeau!

Deswegen tun Oiro, was sie tun müssen, seit fast 20 Jahren schon. Musik ist das, eben nicht für den Zeitgeist gemacht. Daran wird sich wiederum die breite Masse nicht gewöhnen. Muss sie aber auch nicht. Gewöhnung ist sowieso ein Terminus, das sich schwer mit dem Oiro-Werk verbinden lässt.

Denn so schrullig ihre Songs mitunter wirken, so frisch bleiben sie auch beim zwanzigsten Hören. Das liegt weniger an Oiros Sound, der sich irgendwo zwischen Schrammel-Punk und Art-Rock verorten lässt und nicht verkrampft um Innovation bemüht ist. (Die Hamburger Schule sendet ihre Grüße.) Vielmehr geben uns die Düsseldorfer zu denken auf – diesmal eben als „Mahnstufe X“, was dringlich genug klingt und auch ist.

Denn Problemlagen des 21. Jahrhunderts wie die „Prepaid-Pleite in der Karibik“ sind nur scheinbar witzig. Noch weniger ist es der „Schluckauf, der nicht weg geht“, bei dem uns schon Schlimmes schwant und es den Hals zuschnüren will. Und kurz darauf heißt es fast panisch: „Weißt du, was mich fertig macht? Diese ganzen Informationen, wo man nachher nichts mehr weiß.“

Oiro legen dagegen mit „Mahnstufe X“ (Flight13 Records) ein weiteres Album vor, nach dessen Hören man Vieles weiß. Die leichte Gaga-Attitüde ist nur eine oberflächliche Fassade für Texte mit hohem intellektuellem Niveau. Dennoch pflegt die Band keinen (musikalischen oder philosophischen) Dünkel. Ihre Songs sind nicht eingängig, aber packend. Oiro verlangen schlicht von uns, mindestens ein zweites Mal und genauer hinzuhören – was im Allgemeinen eine gute Übung für das Leben an sich ist.

 

www.mofapunks.de
www.rookierecords.de

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