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Marzipan

Es gibt Künstler deren Namen kann man nicht aussprechen, ohne automatisch den langjährigen musikalischen Partner zur weiteren Einordnung beizusteuern. Wer Keith Richards nennt, muss auch Mick Jagger anführen, wer Sebel sagt, kommt nicht ohne Stoppok aus und wer Marco Schmedtje aufzählt, kann nicht an Jan Plewka (Selig) vorbei. Mit diesem arbeitet der Hamburger Musiker seit etwa 20 Jahren in verschiedenen Projekten eng zusammen. Ob bei den gemeinsamen Rio-Reiser-Abenden oder als Duo „Between The Bars“. Neben der Arbeit mit Plewka und Engagements an verschiedenen Theatern ist Schmedtje aber auch als Solokünstler im Singer/Songwriter-Genre unterwegs. Nun legt er mit „Marzipan“ sein drittes Album unter eigenem Namen vor.

Leise, beinahe flamenco-artige Gitarrentöne eröffnen „Meine Hand“, bevor die Band einsetzt und Marcos warme Stimme dazukommt und er von seinen Wünschen und Botschaften singt. Erst nur von der Gitarre untermalt, legen Bass und Schlagzeug etwas später bei „Für den Rest dieser Nacht“ einen leicht treibenden Teppich aus. Es entfaltet sich eine klassische Pop-Nummer, die -im positiven Sinne- auch bei den großen Radiostationen laufen könnte.

„Halt mich aus“ ist im ¾-Takt und erinnert damit unweigerlich an einen Walzer. Der Musiker fleht seine Angebetete an, ihn mitzunehmen und eben auszuhalten – so kann eine Liebe beginnen. Direkt im Anschluss beschreibt der Künstler im Titeltrack „Marzipan“ das (andere) Ende der Beziehung. „Du gehst in eine Richtung, die besser zu dir passt, ich wünsch Dir alles Gute und denk´ auch an den Spaß“, singt er wehmütig begleitet von Streichern.

Gänzlich anders und abseits der anderen Lieder kommt „Für Elise“ daher. Vielleicht genau deswegen das Highlight der Scheibe. Bewusst etwas schrammelig und eher gesprochen als gesungen, erinnert der Track ein wenig an die frühen Solo-Werke von Niels Frevert, mit dem sich Schmedtje auch schon die Bühne teilte. Im Refrain schimmert -wenn man genau hinhört- ganz sachte das Beethovensche Original durch.

Das ruhige „Länger bleiben“ beendet die Platte sanft und leise. Zunächst einzig mit akustischer Gitarre in bester Liedermacher-Manier begleitet, kann man dem lyrischen Ich sprichwörtlich auf dem Weg zu dem Fenster „in dem das Licht noch scheint“ in Gedanken folgen. Im zweiten Teil begleiten ein paar Blechbläser den gedanklichen Spaziergang am Fluss entlang und lassen „Marzipan“ nach 35 Minuten völlig entspannt ausklingen.

Im Interview mit Whiskey-Soda erzählte Marco von der deutlich erweiterten musikalischen Besetzung und den komplexeren Arrangements im Vergleich zum Vorgänger „18“. Diese größere Bandbreite tut dem Album gut und sorgt für reichlich Abwechslung. Wer auf deutsche Künstler wie die bereits genannten Herren Plewka und Frevert oder Ingo Pohlmann und Gisbert zu Knyphausen steht, kann (und sollte) hier auf jeden Fall zugreifen.

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