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MEH SUFF!-Festival 2021- Wie in alten Zeiten

„Weisste noch, früher?“ Nur allzu oft hat man den Satz in den letzten Monaten gehört. Er bezog sich auf die Zeit, als Corona nur als Biersorte bekannt war. Als Masken zu Karneval getragen wurden und Festivalbesuche möglich waren. Dieses „früher“ konnte unser Redakteur Andre am vergangenen Wochenende auf dem Meh Suff!-Festival in der Schweiz erleben.

Es ist Freitag, acht Uhr. 394 Kilometer sagt zeigt das Navi bis zum Hüttkerberg in der Schweiz. Dort findet an diesem Wochenende das Meh Suff!-Festival statt. Wer die gesetzlichen Voraussetzungen (genesen, getestet, geimpft) erfüllt, kann sich auf ein volles Lineup namhafter Künstler aus dem Extrem-Metal-Bereich freuen. Die Bändchenausgabe und penible Kontrolle der Covid-Zertifikate sind schnell erledigt. Der ca. 1,5 Kilometer lange Fußmarsch durch Wald und Flur endet auf dem Festivalgelände. Auch hier klappt die Kontrolle reibungslos. Sofort werden Erinnerungen wach, lauter schwarz gekleidete Menschen, laute Musik erschallt von der Stage und vor genau dieser steppt der Bär wie zuletzt 2019, als Corona nur ein Bier war.

Verkehrsbedingt wird mit Mnemocide (CH) die erste Band verpasst. Mittlerweile hat Irony Of Fate die Bühne erklommen. Die schweizerische Combo um Sängerin Cveti Stojmenova legt echt einen guten Auftritt hin und bringt die Crowd mächtig in Stimmung. Fans von Arch Enemy sei die Band mal ans Herz gelegt.

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Gewohnt düster ist der Auftritt von Debauchery. Die Band aus Deutschland hat ihr neues Album „Monster Metal“ im Gepäck, welches sie zum ersten Mal vor Publikum präsentieren kann. Sänger und Gitarrist Thomas Gurrath ist total begeistert über den Mob, der echt steil geht. Nach seiner Aussage ist der erste Auftritt seit einem halben Jahr. Auch der einsetzende Regen kann die Meute nicht vom Tanzen abhalten.

Death-Metal gibt es vom Duo Bölzer aus der Schweiz. Ungewöhnlich ist die Instrumentierung der Band. Gitarrist Okoi Jones spielt eine zehnsaitige Gitarre, während er am Schlagzeug von Fabian „HzR“ Wyrsch unterstützt wird. Einen Bass sucht man auf der Bühne vergebens.

Es geht Schlag auf Schlag und die Umbaupausen werden eingehalten. Dies hat zur Folge, dass die Griechen von Suicidal Angels überaus pünktlich die Bühne stürmen. Da auf dem Meh Suff!-Festival jede Band mindestens 50 Minuten Spielzeit hat, können die Selbstmord-Engel ein vielfältiges Set aus ihrer zwölfjährigen Karriere spielen.

Traumhafter Auftritt und Ukulelenmusik

An der Dunkelheit ist erkennbar, dass sich der Sommer langsam aber sicher verabschiedet. Gut für Insomnium, bei denen die Scheinwerfer stimmungsvoll die Musik untermalen. Was die Finnen hier abliefern ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Traum. Der melodische Death-Metal sorgt für eine Bombenstimmung im vollen Infield. Schnelle Stücke wechseln sich immer wieder mit druckvollen Songs ab. Dadurch wird das Set unglaublich abwechslungsreich.

Leider musste Triumph Of Death ihren Auftritt bei den Eidgenossen sehr kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. Somit war es dem Veranstalter nicht mehr möglich, für adäquaten Ersatz zu sorgen. Dies hat zu Folge, dass die niederländische Band Asphyx ihr Programm vorziehen können. Die Death-Metal-Band liefert am diesem Abend ordentlich ab.

Zum Abschluss des heutigen Festival-Tages betreten die Ukeboys aus Hamburg die Bühne. Was die drei Jungs hier präsentieren, hat so gar nichts mit der Musik zu tun, welche heute von den Bands zum Besten gegeben wurde. Man nehme zwei Ukulelen, ein Cajon, Klassiker wie „Ace Of Spades“, „Whiskey In The Jar“ oder „Fear of the Dark“ und erlebe, wie die noch verbliebenden Headbanger im Infield noch einmal Gas geben, um dann noch einen Absacker zu nehmen oder glücklich und zufrieden ins Zelt fällt.

Der Samstag wird heiß

Es ist Samstag, 13:30 Uhr, als ich mich auf dem Weg zum Festivalgelände begebe. Heute bin ich pünktlich zur ersten Band anwesend. Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen jenseits der 20 Grad hat Comaniac aus der Schweiz nicht viel Mühe, das sich füllende Infield anzuheizen.  Die Thrasher haben hier auf dem Festival eine ordentliche Fanbase.

Während die Pagan-Metal-Band Wolfchant aus Deutschland mit ihren deutschen Texten und unbändiger Spielfreude überzeugen kann, gibt es bei der aus Hagen stammenden Band Stillbirth mächtig was fürs Auge. Die sechs Jungs an ihren jeweils zwei Gitarren und Bässen, Gesang und Drumset stehen im knallgelben Hawaii-Outfit auf der Bühne und sorgen mit Ihrer Mischung aus Death Metal, Grindcore und Hardcore dafür, dass das Infield komplett ausrastet. Ein nicht endend wollender Circle-Pit ist alles andere als eine Totgeburt.

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Mit Schammasch betritt eine weitere Schweizer Band die Bühne. Nach einem fetten Intro betreten die vier Musiker im dichten Nebel die Bühne. Für mich die Gelegenheit, einmal das Festival-Gelände komplett zu inspizieren.

Das Speisenangebot bietet für jeden die passende Mahlzeit. Die Preise liegen auf Schweizer Niveau. Eine Pizza für umgerechnet ca. 14 Euro scheint dem deutschen Festivalgänger etwas teuer. Auch die sehr leckere Portion Bratwurst mit Pommes liegen mit ungefähr 10 Euro etwas über dem Durchschnitt. Warteschlangen an den Ständen sucht man vergebens. Sehr flott und bestens gelaunt kümmert sich das Personal um hungrige Mäuler und durstige Kehlen. Der Becher Bier kostet sechs Schweizer Franken.

Der Zeltplatz befindet sich etwas abseits vom Trubel. So hat jeder Gast die Möglichkeit sich zwischendurch aufs Ohr zu hauen. Wer nichts auf dem Gelände verpassen möchte, kann eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten sowohl draußen, als auch in größeren Zelten aufsuchen. Sportlich geht es beim Flunkyball zu. Ein Blick auf die Kennzeichen verrät, dass das Festival scheinbar noch ein Geheimtipp unter den Eidgenossen ist. Lediglich ein paar Nummernschilder zeigen die Anwesenheit einiger Metalheads aus Deutschland und Frankreich.

Es wird Zeit für Nifelheim. Die schwedische Black-Metal-Band wurde erst vor wenigen Wochen angekündigt und hat in den sozialen Medien durchgehend für positive Schlagzeilen gesorgt. Alle Metalheads, die sich auf das Quintett gefreut haben, wurden keineswegs enttäuscht. Im martialischem Outfit brennen die Männer mit ihrem Old-School-Black-Metal ein wahres Feuerwerk ab. Sänger Per Alexandersson rast mit seinen mit 20 cm langen Nägeln bestückten Armbändern wie ein Irrwisch über die Bühne. Dass es auf der Bühne keine Verletzten gibt, grenzt an ein Wunder. Die Fans haben sichtlich ihren Spaß.

Mit Rotting Christ betritt die zweite griechische Kapelle an diesem Wochenende die Bühne. Die Massen trotzen der anhaltenden Hitze und kommen der Aufforderung von Sänger Sakis Tolis nach einem Circle Pit sehr schnell nach. Sehr selten verirren sich ein paar Crowdsurfer. Diese werden jedoch schon vor dem Wellenbrecher von den Secs freundlich aber bestimmt auf die Füsse gestellt.

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Kataklysm mit exklusiver Show

Den Preis für die weiteste Anreise bekommen die Jungs von Kataklysm. Die Jungs aus Montreal können mit ihren Blastbeats die Death-Metal-Gemeinde im Infield vollends überzeugen und sind nicht umsonst als Headliner gebucht worden. Die Band ist extra für den Gig aus Übersee angereist.

Mit Belphegor aus Salzburg biegt das Meh Suff!-Festival auf die Zielgerade ein. Die Band trifft nicht ganz den Geschmack des Verfassers dieser Zeilen. Wichtig ist jedoch, dass die Meute weiter ihren Spaß hat. Die unbändige Energie der Crowd ist deutlich zu spüren. Als Rausschmeisser klampfen heute noch mal die Jungs von Ukeboys. Sie haben ein spezielles Set mit Songs von Kiss und Katy Perry im Gepäck.

Viel zu lange mussten alle auf diese Art von Festivals verzichten.  Hier herrschen Zustände wie zuletzt 2019, als das Leben noch normal war. Keine Masken, kein Abstand. Fremde Headbanger liegen sich in den Armen und wünschen sich, dass diese Party nie zu Ende geht. Mit vielen Erinnerungen geht es zurück durch die Nacht zum Parkplatz. Hoffentlich heißt es im nächsten Jahr wieder auf vielen Festivals: „Weisste noch, Meh Suff! 2021?“

Text: Andre Schnittker

Photo Credit: Andre Schnittker

Festivalhomepage

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