Paradise
Beginnen wir einmal ganz von vorne: Adam und Eva sind schuld! Wenn sie nicht den vergifteten Apfel gegessen hätten, wäre uns der Sündenfall erspart geblieben. Die Menschheit wäre nie aus dem Paradies vertrieben worden. Deswegen befinden sich auch Red City Radio auf der Suche nach einem neuen Paradies. Auf „Paradise“ (Pure Noise) machen sie dies allerdings abseits jeglicher christlicher Glaubensvorstellungen.
Eine genaue Vorstellung, was das Paradies für sie ist, besitzen sie allerdings nicht. Für sie kann es alles sein. Jeder Mensch besitzt sein eigenes Paradies, das er mal schnell, mal aber nur nach einem harten Weg finden kann. Um etwas Religiöses oder Metaphysisches muss es sich dabei nicht zwingend handeln.
Musikalisch knüpft das Quartett nahtlos an den selbstbetitelten Vorgänger aus dem Jahr 2015 an. Das bedeutet, dass die schnellen Punkrock-Kracher der ersten beiden Alben wohl endgültig ad acta gelegt sind. Stattdessen setzen Red City Radio auf „Paradise“ deutlich mehr auf Melodien und Abwechslung als je zuvor. Vergleiche mit The Menzingers müssen nicht mehr gescheut werden. Dazu wird die Reibeisenstimme von Sänger Dale hervorragend durch Background-Chöre ergänzt.
Egal welche Richtung Red City Radio auf „Paradise“ einschlagen, meistens sitzen die Songs. Highlights sind dabei auf jeden Fall Up-Tempo-Nummern wie der Titeltrack, „Love A Liar“ oder das abschließende „Gutterland“. „Fremont Casino“ weiß dagegen durch Akustik-Gitarre und Lagerfeuerromantik zu überzeugen. Dass die US-Amerikaner mittlerweile auch im Mid-Tempo zu Hause sind, wird an Tracks wie „Apocalypse, Please!“ oder „100.000 Candles“ deutlich. Letzteres hat zwar wohl den kitschigsten Songnamen seit langem, aber dafür ein herausragendes Gitarrenriff und eine wunderschöne Melodie. Bei dieser muss schon aufgepasst werden, dass die derzeit wohl alle beschäftigende Frage „Why is the World on Fire?“ im Refrain nicht vor Wattebauschen untergeht.
Sicherlich kann man betrauern, dass Red City Radio sich vom schnellen und straighten Punkrock der ersten Alben abgewendet haben. Andererseits präsentieren sie sich auf „Paradise“ jedoch so gereift und vielfältig, dass es den Eindruck macht, als hätten sie ihr eigenes musikalisches Paradies gefunden.
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