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Paradise

Wenn auf „Paradise“ (Inside Job/eOne) die ersten akustischen Töne von „31“ erklingen und Ross Gordon mit seiner sanft-rauen Stimme einsetzt, wirkt es kurzzeitig wie der Himmel auf Erden. Doch dann kommen die lauten E-Gitarren, ein warmer Schauer läuft über den Rücken und man möchte die eingängige Melodie gleich mitsingen. Wer beim nachfolgenden „Life With A View“ immer noch nicht die Fäuste in die Luft reckt, der wird mit Cold Years wohl nie warm werden. Denn besser als mit diesen beiden Tracks kann ein Debütalbum nicht beginnen.

Cold Years gründeten sich im Jahr 2014 als die Kumpels Ross, Finlay und Fraser nachts um die Häuser zogen. Ross wollte unbedingt in einer Band spielen. Deswegen erzählte er Finlay und Fraser unabhängig voneinander, dass der jeweils andere schon mitmachen würde. Daraufhin stimmten beide zu und die Kombo war geboren. Komplettiert wird sie durch Louis Craighead. Nach der ein oder anderen EP klopft das Quartett mit ihrem ersten Longplayer jetzt mächtig an die Pforten des Rockhimmels. Denn diesen wollen sie erobern.

Als Vorbilder nennen die Schotten Bands wie Bad Religion oder Rancid. Von deren Tempo und Streetcredibility sind Cold Years allerdings ein gutes Stück entfernt. Vielmehr muss der Name The Gaslight Anthem mit sämtlichen Brian-Fallon-Nebenprojekten genannt werden. Die Ähnlichkeiten sind unüberhörbar. Dies liegt vor allem an der Stimme von Ross Gordon. Musikalisch verfolgen Cold Years dagegen einen etwas rockigeren, teils punkigeren Ansatz.

Nach dem guten Start halten Cold Years das Niveau weiter hoch. Wunderbare Melodien treffen auf punkrocklastigen Sound, der mit einer Prise Stadionrock garniert wird. Dieser wird die Band sicher bald von den Clubs in die großen Hallen führen. Beste Beispiele hierfür sind „Burn The House Down“, „Electricity“ oder „Too Fae Gone“. Ruhigere Töne werden dagegen in „The Wait“ angeschlagen.

Ausgerechnet in dem Moment, in dem man glauben könnte, dass Cold Years alles gesagt haben und redundant werden, bekommt Paradise mit dem Kracher „62 (My Generation’s Falling Apart“ und dem abschließenden akustischen „Hunter“ ein Ende von höchster Qualität.

Inhaltlich decken Cold Years ein breites Spektrum ab. Von persönlichen Texten bis hin zur Frustration über die politische Situation im britischen Königreich. Als vom Brexit betroffene Schotten können sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied darüber singen. Dadurch schmeckt „Paradise“ am Ende auch ein wenig nach jugendlicher Rebellion.

Sicherlich könnte bei einem kritischen Blick Cold Years die Ähnlichkeit zu Bands wie The Gaslight Anthem vorgeworfen und ein wenig mehr Eigenständigkeit gefordert werden. Dafür sind die Songs auf „Paradise“ aber einfach zu gut und sprühen vor Spielfreude und Energie. Sie sind viel besser als das, was die großen Paten in den letzten Jahren von sich gegeben haben.

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