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Royal Tea

Joe Bonamassa lädt ein zum Tee. „Royal Tea“ (Mascot Label Group) heißt das neue Album des derzeit nicht nur erfolgreichsten, sondern auch fleißigsten Bluesrockers. Bonamassa liefert einen steten Output an Live- und Studioalben, und so durfte man sich fragen, ob das neue Werk wohl Abnutzungserscheinungen zeigen würde. Gleich vorweg: Genau das Gegenteil ist der Fall.

Joe Bonamassa erfindet sich und den Bluesrock mit „Royal Tea“ mal eben grundlegend komplett neu. Das wird schon im Opener ‚When One Door Opens‘ deutlich, der mit einem orchestralen Intro beginnt, das nicht nur hervorragend arrangiert ist, sondern auch gleich mal zeigt, dass gitarrenlastiger Blues auch mit symphonischen Blechbläsern und Streichern funktioniert. Im weiteren Verlauf des über sieben Minuten langen Songs überrascht der amerikanische Gitarrist und Sänger mit ungewöhnlich harten Riffs, abwechslungsreichen Breaks und fast schon progressiven Songstrukturen.

Bonamassa verbeugt sich wieder einmal vor seinen Vorbildern, seien diese nun Eric Clapton oder Gary Moore, und diese Liebe zu Genrelegenden treibt ihn zu neuen Höhenflügen an. Der Titelsong überzeugt mit lässigem Groove und starken weiblichen Backing-Vocals.  Das in den Londoner Abbey Road Studios entstandene Album hört und fühlt sich erfrischend anders an und zeigt deutlich, wie kreativ Joe Bonamassa zu Werk geht. Dabei bleibt der klassische Bluesrock trotz aller neuen kreativen Inputs nicht auf der Strecke. ‚Why Does It Take So Long To Say Goodbye‘ ist eine starke Powerballade mit gänsehauterzeugenden Gitarrensoli, und das typische britische Bluesfeeling kommt schnell auf. ‚Lookout Man‘ erinnert an Eric Clapton und seine Zeiten mit Cream. 

Der Bluesmeister überrascht auf „Royal Tea“ mit vielen gelungenen Experimenten in einer aufregenden Neuausrichtung. ‚Lonely Boy‘ ist zum Beispiel klassischer, gitarrengetriebener Rock’n’Roll, und der letzte Track ‚Savannah‘ gehört eher in den stylischen Southern Rock als in den schmutzigen Blues. Dazwischen verstecken sich vielschichtige Juwelen wie ‚Beyond The Silence‘ oder die starke Nummer ‚A Conversation With Alice‘, die ein paar Anläufe benötigt, um richtig zu zünden, aber wenn sie es dann tut, dem Hörer nicht mehr aus dem Kopf will. Das ist eine Teestunden, die klein Bluesrocker verpassen darf, gemütlich, heiß, mit vielen Geschmacksrichtungen. Wohl bekommt’s!

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