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Shaped By Fire

Viele Metalheads hätten darauf keinen Cent mehr gewettet, aber das neue Album von As I Lay Dying ist tatsächlich da! Nach der Haftentlassung von Frontmann Tim Lambesis hat die Band in einem mehrere Jahre dauernden und auch noch nicht abgeschlossenen Versöhnungsprozess wieder zusammengefunden. Laut waren die Stimmen vor allem im Netz, ob man die Band wohl jemals getrennt vom Mordversuch Lambesis an seiner Ex-Frau sehen könne und man sie nicht einfach abhaken solle.

Nun lässt sich das Innerste eines Menschen niemals ergründen, und somit ist es jedem Musikfreund freigestellt, sein persönliches, moralisches Urteil zu fällen und die Band zu vergessen. Oder man kann die auch öffentlich bekannte Reumütigkeit und Demut von Lambesis anerkennen und konstatieren, dass jeder eine zweite Chance verdient hat, der seine Strafe abgesessen hat. Auch in der Band scheinen noch lange nicht alle Wunden verheilt, aber der Blick in Zukunft steht im Vordergrund. Das musikalische Ergebnis der Versöhnung und neuen Zusammenarbeit der fünf Herren aus Kalifornien lässt jedenfalls in beinahe jeder Textzeile, aber auch im Gesamteindruck klar erkennen, was Musik für ein Katalysator für menschliche Dramen und Emotionen sein kann.

As I Lay Dying verstanden es schon immer, scheinbare Gegensätze zu verbinden. Rhythmik und Melodik, sanfte Wärme und angepisste Wut, Geschwindigkeit und Durchatmen. All das wird schön und locker variiert.

„Shaped By Fire“ steht diesen Trademarks an keiner Stelle nach und jedes Bandmitglied macht seinen Job exzellent. Lambesis übernimmt die todesmetallischen Growls und scheint sich allen Frust aus der Seele zu brüllen, Bassist Josh Gilbert steuert den melodischen Klargesang bei. Beides wechselt sich ab und ergänzt sich so gut und stimmig, wie es wohl kaum eine Metalcore-Truppe besser schafft. Das Gitarrenduo Phil Sgrosso und Nick Hipa schrammelt, schreddert, fingert und fummelt, dass es eine wahre Freude ist. Und Schlagzeuger Jordan „The Beard“ Mancino prügelt auf sein Drumkit ein, als wäre sein Instrument schuld an allem Frust und Schmerz der letzten Jahre.

Heraus sticht unter den vielen guten Songs „Gatekeeper“, das extrem derbe daher kommt und neben den üblichen Breakdowns auch im Thrash- und sogar Black-Metal wildert. „The Wreckage“ und „Take What’s Left“ haben zudem die genialen Hooks, für die AILD geliebt werden. „Redefined“ mit Gast-Sänger Jake Luhrs von August Burns Red verknüpft exquisit Groove mit Hardcore-Räudigkeit und „Torn Between“ zählt mit seiner Vielseitigkeit ebenfalls zu den besseren Titeln.

Das bedeutungsschwangere Ergebnis ist „Shaped By Fire“, ein Metalcore-Album, das es tatsächlich schafft, an die alten Qualitäten des Quintetts aus Kalifornien (und die ehemals großen Tage des Genres) anzuknüpfen und – wie zwischenzeitlich feststeht, auch an den kommerziellen Erfolg. In die deutschen Albumcharts stieg „Shaped By Fire“ in der ersten Woche auf Platz 6 ein – die beste Chartplatzierung in der Bandgeschichte. Damit ist die Rehabilitation wohl geglückt und die Band kann wieder die Musik in den Mittelpunkt stellen.

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Nuclear Blast (Label)

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