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The Holy Spell…

Verehrte juvenile Winselbarden, die Ihr im Mainstream-Radio Euren ekelhaft klebrigen Befindlichkeits-Pop verbreitet: packt ein. Punk-Urgestein CJ Ramone zeigt Euch auf ‚The Holy Spell…‘ (Fat Wreck Chords) jetzt mal wie das geht mit den echten, großen Gefühlen. Und zwar ohne kitschige Standard-Metaphern aus dem Balladen-Baukasten, platte Revolverheld-like Analogien auf das Leben und Wincent-Weissiges Gejuchze.

Keine Panik, CJ ist mit fortschreitendem Alter nicht zum gefühlsduseligen Schnulzensänger mutiert, im Gegenteil. In bester Ramones-Tradition liefert er immer noch dengelnde Surf-Gitarren, vibrierede Basslines, 60ies-Garage-Beats, mehrstimmige Vocals, rhythmische Handclaps und schrammelig-melodiösen, kantigen Punk-Sound, der direkt in die Beine geht. Aber er wird ernster, persönlicher, gibt ungeniert Einblicke in sein Inneres.

Der intimste und emotionalste Song auf ‚The Holy Spell…‘ ist zweifelsohne ‚Hands Of Mine‘. Hier erzählt CJ sehr leise und ganz ohne Pathos aus seinem Leben und ja, er rührt damit zu Tränen. Das gibt es selten auf einer Punk-Platte. Auch ‚Rock On‘, eine Hommage an seinen 2018 verstorbenen Weggefährten und Freund Steve Soto, wäre ein Tränendrüsen-Kandidat, würde der Song nach dem Kloß-im-Hals-Intro nicht mit voller Energie das tun, was Soto jahrzehntelang auf der Bühne tat: ordentlich Rabatz machen.

Bevor der Eindruck entsteht, ‚The Holy Spell…‘ ließe sich nur mit Kleenex-Box in Reichweite hören, sei erwähnt, dass Tracks wie der Opener ‚One High One Low‘ oder ‚This Town‘, eine Liebeserklärung an Kalifornien, reichlich positive Vibes verbreiten. Für das echte Ramones-Gefühl empfiehlt es sich, zu ‚Stand Up‘ zu skippen, das eine Midtempo-Version von ‚Blitzkrieg Bop‘ sein könnte.

CJ Ramone schafft es, Botschaften wie an sich selbst zu glauben, sich treu zu bleiben und seinen Hintern hochzukriegen, wenn es mal nicht gut läuft, so zu verpacken, dass man nicht genervt die Augen verdreht und am Player auf Stop drückt. Der New Yorker erzählt aus seinem bewegten Leben, und als HörerIn findet man sich in den Geschichten wieder – denn mal ehrlich, jeder hat schon Höhen und Tiefen erlebt. Doch im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Winselbarden besitzt CJ Ramone die Lebenserfahrung, kein Drama daraus zu machen, sondern auch negativen Erlebnissen etwas Gutes abzugewinnen. Das macht ‚The Holy Spell…‘ zu einem Wegbegleiter für den Rest des Lebens.

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