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Utgard

Enslaved – die Gründungsväter des nordischen Black Metals veröffentlichen drei Jahre nach „E“ mit „Utgard“ ihr 15. Album in knapp 30 Jahren.

Black Metal machen Enslaved ja nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr.Was aber dieses Etwas darstellt, das sich hinter „Utgard“ verbirgt, lässt sich leicht verstehen, wenn man weiß, was „Utgard“ ist. In der nordischen Götterwelt ist „Utgard“ der Ort, an dem Chaos herrscht. Dort wohnen die Riesen, es herrscht absolute Freiheit, es gibt keine Regeln. Das Leben ist brutal und hart, aber gleichzeitig wunderschön, betörend und inspirirend.

Wer Parallelen zur Musik auf „Utgard“ erkennt – bitte sehr. Das ist das, was Enslaved machen.

Trotz einer Umbesetzung am Schlagzeug handelt es sich auch bei „Utgard“ sofort erkennbar um Enslaved. Das progressiv-chaotische Durcheinander, das sich über die Jahre entwickelt hat („Riitiir“…) , wurde sortiert, bereinigt, klarer und verständlicher gemacht, ohne auf den progressiven Part wirklich zu verzichten. Mit „Jettegryta“ ist auch ein äußerst geradlinige Verbeugung vor Bathory am Start, die sowohl lupenreinsten Black Metal als auch lupenreinstes Enslaved abbildet. Einer der besten Songs in Enslaved’s nicht gerade schlechtem Material.

 „Sequence“ ist ein wunderschöner Track, der sich zunächst nur über das wie immer grandiose Keifen von Sänger Kjellson als Black Metal definieren lässt, um dann in kakophonische Raserei auszubrechen, die wiederum von sphärischem Siebzigerjahre-Akustikrock abgelöst wird. Rocken tun einige der Stücke in den verschiedensten Sequenzen – am deutlichsten wird das beim eingängigen „Homebound“. Die doch vorhandene Härte wird immer wieder von akustischen Passagen unterbrochen, beim abschließenden „Distant Seasons“ wabern sogar entfernte Gedanken an den bekifften Stadionrock von Genesis der frühen Siebziger durch die Luft. Was für ein Spektrum.

„Utgard“ ist wie schon die Vorgänger ein wildes Sammelsurium an Stilen, die von den Bandmitgliedern, die allesamt absolute Ausnahmekönner sind, zu einem neuen Genre zusammegefasst werden. Enslaved stehen immer noch wie ein Monolith der Kreativität aus der Menge heraus. Spätestens wenn bei „Urjotun“ der Disco-Dark Wave ausgepackt wird gibt es, was den Wahnwitz angeht, kein Halten mehr.

Die Musik von Enslaved ist immer noch überragend in puncto Dynamik, Kreativität und Niveau, und – zum Glück! – definitiv nicht für den Zwei-Viertel-Takt-Genuß nebenher geeignet. „Utgard“ reiht sich ein in die Meisterwerke, die Enslaved konstant wie keine andere Band auf ihre Fans loslassen.

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