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JAN PLEWKA – Wann Wenn Nicht Jetzt (Live)

Selig Frontmann Jan Plewka ist glühender Verehrer von Rio Reiser und seinen Scherben. Unter der Regie von Tom Stromberg und der Begleitung der Schwarz Roten Heilsarmee spielte er 15 Jahre eine Reminiszenz an die viel zu früh verstorbene Linken-Ikone.

Nach über 200 Vorstellungen war es 2019 an der Zeit für ein neues Programm, und so machte sich die eingespielte Besetzung an einen neuen Abend. Plewka und seine Männer sind dabei keine Coverband die nur nachspielt. Sie machen sich die Songs zu eigen und geben ihnen ein komplett neues Gewand. Dabei stehen sie nicht bewegungslos auf der Bühne – „Wann Wenn Nicht Jetzt“ ist eine inszenierte Aufführung. Wenige Wochen nach dem 25. Todestag Reisers gibt es nun diese Hommage auf DVD und Tonträger.

Zu Beginn schleicht Plewka als Ausgrabungsforscher verkleidet durch die Reihen des Publikums und murmelt leise vor sich hin, während die Musiker als Waldschrate verkleidet im Hintergrund spielen. Auf der Bühne angekommen beginnt das Konzert mit dem Satz „Alles was ich fand, waren Ton, Steine und Scherben“. In dieser Sekunde setzt eine kraftvolle Version von „Menschenfresser“ ein. Nahtlos und ähnlich druckvoll geht es mit „Jenseits Von Eden“ weiter.

Leise wird es bei „Ich Werde Dich Lieben“: Jan und Marco spielen die Nummer komplett unverstärkt nur mit Gitarre und Gesang am Bühnenrand. „Macht Kaputt Was Euch Kaputt Macht“ erfährt ein textliches Update und wird durch Begriffe wie „AFD“ und „Tierversuche“ ergänzt – den Scherben hätte es gefallen.  

Ein echter Hingucker ist „Mein Name Ist Mensch“. Die Herren kommen in hautengen Latex-Glitzer-Anzügen und riesigen Zyklopen-Augen auf die Bühne und singen die Nummer a cappella.

Wer kennt es nicht: „Sieben Uhr aufstehen, Kaffee trinken, zur Arbeit fahren, freundlich sein, den Chef grüßen“, um sich dann zu fragen „Warum Geht Es Mir So Dreckig“? Reiser konnte neben wunderschöner Lyric eben auch Krawall und die einfache Sprache musikalisch zum Klingen bringen.

Nur auf Klavier und Gesang reduziert wird danach „Ich Bin Müde“ gespielt.

Beim „Shit Hit“ hat Plewka Pause und die Heilsarmee kommt mit Altersmasken, die sie mit 80 Jahren darstellen, an den Bühnenrand. Höchstamüsant gibt es im Chorgesang ein Loblied auf die Droge Haschisch („das nasch isch“).

Kurz danach ist mit „Wir Müssen Hier Raus“ und einer „Mensch“-Version – nun in voller Besetzung – Schluss und die Truppe verlässt die Bühne. Mit einer wilden Fassung von „Wann?“ als Zugabe endet diese sehr unterhaltsame musikalische Darbietung und die Band wird mit Standing Ovations entlassen.

Insgesamt ist „Wann Wenn Nicht Jetzt“ rockiger als der erste Rio-Abend. Während dort die deutlich bekannteren und oftmals romantischeren Titel auf dem Zettel standen, sind es jetzt meist die etwas unbekannteren und politischeren aus der zweiten Reihe. So gelingt der Truppe ein völlig neues und eigenständiges Programm und eben kein Abklatsch des ersten.

Wer bislang nur einen der beiden Sänger kannte, wird den anderen auf diesem Weg lieben lernen.

 

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